Betten für den Passauer Mega-Knast

30.06.2025

Über 300 Schlafstätten für das 250 Millionen teure Gefängnis fertigen die Häftlinge in der JVA-Schlosserei an. Deren Schweißkurse sind begehrt, Ausbildungen eher weniger

Ein Artikel der Straubinger Rundschau vom 22. Mai 2025
Quelle: Ruth Schormann/Mediengruppe Attenkofer

                                                                                                                                                                                          Foto: Marcel A. Mayer Photographer

Ins Arbeitsgebäude regnet es zwar an manchen Stellen rein, es steht, wie vieles in der JVA, sprichwörtlich im Sanierungsstau. Aber drin könnte die Stimmung nicht besser sein. Zumindest Andreas Wild, der Leiter der Schlosserei, in der momentan 14 Häftlinge arbeiten, wirkt zufrieden. Er habe es noch nie bereut, den Job in der JVA zu machen. Obwohl er jeden Tag 80 Kilometer einfach aus dem Oberpfälzer Wald nach Straubing pendelt. In der Schlosserei werden Aufträge für Fremdfirmen, für die JVA und in kleinem Umfang auch für Bedienstete erledigt. Auch die etwa

250 Einzel- und 75 Stockbetten für den Neubau der Passauer JVA sowie 80 Bänke für deren Wartebereich stellen die Schlosserei-Mitarbeiter der Straubinger JVA her, manchmal aber auch Garten-Deko in Form von riesigen Blumen in Rostoptik.

Seit 2009 ist Wild in der Schlosserei, die – im Gegensatz zu den meisten anderen Betrieben innerhalb der Anstalt – sogar direkte Konkurrenz vor der Nase hat durch einen Unternehmerbetrieb, der kostenlosen Kaffee und eine Weihnachtsfeier bietet. Trotzdem arbeiten die Gefangenen auch gern in der Schlosserei, sagt Wild, denn hier können sie beispielsweise das Schweißerzertifikat machen. „Das können sie dann draußen herzeigen, das zählt was und hat einen Stellenwert.“ „Das motiviert und macht sie stolz", beobachtet Wild.

Den Stolz merkt man auch Lukas an. Der 24-Jährige ist seit Februar in der Schlosserei tätig, wie er bereitwillig berichtet, während er an einer Schiebetür für die Zentrale im Haus 1 zugange ist. Was ihm gefällt? „Dass ich einen Schweißkurs machen kann und so produktiv arbeiten darf", sagt er. Dann legt er seine Werkstücke auf den Tisch und erklärt dabei die verschiedenen Schweißverfahren, die er anzuwenden lernt. Vorher hat er schon eine Ausbildung zum Elektriker gemacht. Früher mehr Gefangene mit Gesellenbrief. In der Schlosserei gibt es momentan einen Lehrling, der eine Ausbildung zur Fachkraft für Metalltechnik macht. „Das ist quasi die abgespeckte Version, weil es bei mangelndem Sprachverständnis und ohne Schulabschluss so leichter ist", erklärt Wild. Er vergleicht: „Als ich angefangen habe, hatten hier noch 50 Prozent einen Gesellenbrief.“ „Heute kein einziger." Und natürlich habe er anfangs ein mulmiges Gefühl gehabt. Doch es sei gar kein so großer Unterschied zur Arbeit draußen. „Die Gefangenen haben in der Regel schon Respekt“, sagt Wild. Untereinander gebe es aber schon hin und wieder Stress, Schlägereien unter Gefangenen wegen Kleinigkeiten gebe es immer wieder. Und natürlich hat er im Hinterkopf, wer was verbrochen hat. Das bekomme man am Rande schon mit. „Gerade wenn man selber Kinder hat, ist manches schwierig und man denkt über das eine oder andere länger nach", gibt der 45-Jährige zu. Trotzdem behandelt er alle gleich und nimmt sich Zeit, den Gefangenen etwas beizubringen. „Viele denken nicht weiter nach, wie es draußen dann läuft.“ „Man muss sie fast zu einer Ausbildung zwingen", zeigt seine Erfahrung. Das sei früher auch noch anders gewesen. Genauso wie die Personalsituation: Zwei Meister sind hier für 14, meist aber bis zu 17 Beschäftigte zuständig – ist einer im Urlaub, gerät der andere da schon an seine Grenzen, gibt Wild zu. Eine dritte Stelle würden sie gerne besetzen, meint Stefan Lermer, der Chef der Handwerksmeister in der JVA: „Der Bedarf ist angemeldet.“ Und auch wenn das Arbeitsgebäude in die Jahre gekommen ist: Die Ausstattung sei top, „demnächst bekommen wir eine neue Fräsmaschine, da streben die Gefangenen schon danach, damit arbeiten zu dürfen", erklärt der Betriebsleiter.
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