Anstoß für ein neues Leben
01.10.2025
Im Rahmen der Resozialisierungs-Initiative „Anstoß für ein neues Leben“ der Sepp-Herberger-Stiftung absolvierten elf Nachwuchscluberer eine Trainingseinheit mit Häftlingen der JVA Ebrach.

Für die Akademiespieler aus dem NLZ stand Ende Juli ein besonderer Tag auf der Agenda. Im Rahmen der Resozialisierungs-Initiative „Anstoß für ein neues Leben“ der Sepp-Herberger-Stiftung absolvierten elf Nachwuchscluberer eine Trainingseinheit mit Häftlingen der JVA Ebrach und bekamen besondere Einblicke in das Leben hinter Gittern.
Pünktlich um 12:15 Uhr machte sich eine Club Nachwuchs-Delegation auf den Weg in die rund eineinhalb Stunden entfernte Justizvollzugsanstalt in Ebrach. Dort verbüßen männliche Straftäter im Alter von 17 bis 24 Jahren in einem ehemaligen und umgebauten Kloster ihre Haftstrafe. Als die Jungfußballer ihre Busse verließen, standen sie vor dem imposanten Bauwerk und die Augen wurden riesengroß.
Nach einer ausgiebigen Kontrolle und kurzer Einweisung betrat die Delegation um Nachwuchstrainer Michael These die Anstalt und machte sich auf den Weg in Richtung Turnhalle für einen kleinen Empfang. Dort trafen sie auch erstmals auf ihre heutigen Trainingspartner und Mitspieler: Zehn Insassen, welche schon lange am Sportprogramm der JVA teilnehmen und sich aufgrund guten Verhaltens für diese Einheit empfehlen konnten.
„Eine falsche Entscheidung kann ein Spiel kosten – im Leben manchmal noch viel mehr“
Den offiziellen Empfang eröffnete der Leiter der Justizvollzugsanstalt Ebrach, Sascha Rath, der die Besucher aus dem NLZ begrüßte und einige Worte an die Insassen und Nachwuchskicker richtete. „Für unsere Gefangenen ist es auf jeden Fall ein absolutes Highlight, in ihrem Haftalltag an einer solchen Sportveranstaltung teilnehmen zu dürfen“, erklärte der Anstaltsleiter.
Auch die Pädagogische Leitung des ClubNachwuchs, Magda Thiel, beteiligte sich an der Veranstaltungseröffnung und erläuterte dabei einige Parallelen, auf die beide Gruppen im Alltag stoßen: „Sowohl unsere Nachwuchsspieler als auch die Insassen werden tagtäglich mit ähnlichen Themen konfrontiert. Es gilt, sich Ziele zu setzen und nicht aufzugeben, egal ob auf dem Sportplatz, oder auch in der Haft. Immer wieder wird man dabei von Druck, Rückschlägen und harten Entscheidungen gefordert“, erklärt Thiel.
„Eine falsche Entscheidung kann ein Spiel kosten – im Leben manchmal noch viel mehr“, führt sie weiter aus. Es gilt für alle, „diszipliniert zu bleiben und weiter zu machen“, denn durch „gute Mentoren und Ehrlichkeit ist der Weg für die Zukunft geebnet“, sagt Thiel abschließend. Zu guter Letzt überreichte ein Vertreter des Bayerischen Fußballverbandes noch neue Fußbälle für die Sportgruppe der JVA und schloss die Einführung mit diesem tollen Geschenk ab.

Zusammenwachsen auf dem Fußballplatz
Unter der Leitung von U19-Trainer Michael These startete das rund einstündige Training, welches mit einem Abschlussspiel zwischen gemischten Mannschaften endete. Der Ehrgeiz der Häftlinge wurde jedoch geweckt und die Nachwuchscluberer zu einem zusätzlichen direkten Duell herausgefordert. Zwar entschieden die Club-Youngsters dieses für sich, doch getragen von den Anfeuerungsrufen aus den umliegenden Gefängniszellen zeigten auch die Häftlinge eine starke Leistung.
Gemeinsamer Abschluss einer wertvollen Erfahrung
Nach der gemeinsamen Einheit ging es zurück in die Turnhalle, in der für alle Teilnehmer eine besondere Brotzeit bereitstand: Belegte Brötchen aus der hauseigenen Gefängnisbäckerei mit dem Logo des 1. FC Nürnberg. Nach dem gemeinsamen Abendessen verabschiedeten sich die Nachwuchscluberer von den Häftlingen, bekamen noch eine kleine Führung durch die Gefängnisanlage und konnten eine Zelle begutachten.
Beide Seiten konnten von dieser Veranstaltung profitieren und ich bin mir sicher, dass wir die Initiative „Anstoß für ein neues Leben“ auch in Zukunft unterstützen werden“, bilanziert Magda Thiel.
Auch Anstaltsleiter Rath war über den Besuch hellauf begeistert: „Wir sind sehr glücklich darüber, dass sich der Club bei uns in der Anstalt für unsere jungen Gefangenen engagiert. Ich bin überzeugt, dass sie den Tag mit den Spielern des NLZ noch lange positiv in Erinnerung behalten werden. Schon Tage zuvor war die Aufregung groß und die Jungs haben sich wahnsinnig auf den Termin gefreut – und diese Vorfreude wurde heute mehr als bestätigt."